Regelmässig werden die HF-Bildungsangebote an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Zuständig dafür ist die Trägerschaft, welche sich aus den Bildungsanbietern und den zuständigen Organisationen der Arbeitswelt (OdA) zusammensetzt. Der einstige Rahmenlehrplan Technik mit dem Oberbegriff «Techniker/in HF» wurde aufgebrochen und daraus sind 20 individuelle Rahmenlehrpläne entstanden. ODEC, der Schweizerische Verband der dipl. HF, hat mit Marianne Röhricht, Ressortleiterin Bildungspolitik bei Swissmem und Präsidentin der Trägerschaft¹, sowie mit Kurt Rubeli, ehemaliger Präsident der Konferenz HF Technik und Vizepräsident der Trägerschaft sowie ehemaliger Rektor der ABB Technikerschule, über die Veränderungen und Auswirkungen gesprochen.
Zu Beginn ein Blick in die Vergangenheit. Die erste Technikerschule wurde vor über 50 Jahren in der Westschweiz gegründet, danach folgten weitere auch in der Deutschschweiz. Damals orientierte man sich bei der Schaffung des Berufsbildes unter anderem noch am eigenen Bedarf. Vergeben wurde ab dem Jahr 1971 der Titel «Dipl. Techniker/in TS», welcher dann ab dem 1. April 2005 ersetzt wurde. Seither werden Technikerschulen (TS) als Höhere Fachschulen (HF) bezeichnet und Absolvierende nach erfolgreichem Abschluss als «Dipl. Techniker/in HF» ausgezeichnet. Darauf folgte auch der Rahmenlehrplan für Technik auf Bundesebene, der die Bedingungen der Ausbildungen vereinheitlichte.
Nach der bisher letztmaligen Revision des Rahmenlehrplanes (RLP) Technik im Jahr 2015 folgte nun eine weitere. «Im Rahmen der Überarbeitung der Verordnung der Mindestvorschriften für die Anerkennung von Bildungsgängen und Nachdiplomstudien der Höheren Fachschulen (MiVo-HF), wurde dies vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) verordnet», erklärt Kurt Rubeli. Die neue Verordnung verlangte, dass alle Rahmenlehrpläne (RLP) der Höheren Fachschulen bis Oktober 2022 überarbeitet sind. «Die Anforderungen des Arbeitsmarktes haben sich in den letzten Jahren stark verändert, entsprechend war eine Aktualisierung der Ausbildungen notwendig», meint Marianne Röhricht dazu.
Rahmenlehrplan Technik HF aufgebrochen
Bei den neuen Rahmenlehrplänen fällt besonders auf, dass beim Grossteil der deutschsprachigen Titel die vorgängige Bezeichnung «Techniker/in HF» wegfällt. «Der Rahmenlehrplan Technik HF von Oktober 2015 umfasste 17 Fachrichtungen mit 34 Vertiefungsrichtungen», erklärt Röhricht. «Damals beschloss man, Rahmenlehrpläne mit nur einer Fachrichtung (Techniker HF) nach einer einheitlichen Grundlage zu erstellen», verdeutlicht sie weiter. Diese seien in einem einzigen Dokument abgebildet worden, entsprechend gross sei dessen Umfang gewesen. Nun wurden für die 20 Fachrichtungen sogenannte «Mono-Rahmenlehrpläne» erstellt. Diese seien auf einem Rahmen aufgebaut, der den inhaltlichen Aufbau des Rahmenlehrplanes vorgebe. «Damit wird eine einheitliche Sprache unter den Rahmenlehrplänen der Technik verfolgt», so Rubeli.
Neue Titelbezeichnungen
Der Grossteil der deutschsprachigen Fachrichtungen wurde mit neuen Titelbezeichnungen (siehe unten Download «Übersicht aktuelle und bisherige Titelbezeichnungen HF-Technikerberufe») versehen. «Das Ziel war, attraktive, selbsterklärende und im Ausland verständliche Titel zu bestimmen. Die bisherige Bezeichnung ist für den englischen Sprachraum schlicht ungenügend», findet Rubeli. Bei den folgenden Fachrichtungen werde noch über weitere Titelzusätze diskutiert. «Elektrotechnik, Lebensmitteltechnologie, Maschinenbau, Systemtechnik und Textiltechnik beantragen aufgrund einer Analyse der entwickelten Berufsprofile den Funktionszusatz «Ingenieur/in» im Titel.» Die Analyse zeige, dass der Funktionszusatz nachvollziehbar und angebracht sei und zudem keine Ansprüche an einen entsprechenden Titelschutz verletzt würden.
Das bringt die Revision mit sich
«Die Studienabgängerinnen und -abgänger der Höheren Fachschulen Technik verfügen über ein breit abgestütztes Wissen und entsprechende Handlungskompetenzen», sagt Röhricht. «Ihnen wird nicht nur fachspezifisches Wissen vermittelt, sondern auch Know-how in der Kommunikation, Teamführung und Persönlichkeitsentwicklung.» Aufgrund dieser Vielseitigkeit seien die Ausbildungen für die Studierenden spannender, aber auch anspruchsvoller geworden. «Bei einigen Lehrgängen kann auch klar festgehalten werden, dass die erwarteten Handlungskompetenzen höhere Anforderungen an die Studierenden stellen.» Nutzniesser ist die Wirtschaft. «Firmen stellen qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung, welche ihre Aufgaben professionell und gemäss neustem Wissen der Technik erledigen.» Dies habe einen positiven Einfluss auf die Produktqualität der Firmen und damit auch auf deren Wettbewerbsfähigkeit. Auch die Absolventinnen und Absolventen würden von einer attraktiven Weiterbildung profitieren. «Sie bietet ihnen auf dem Arbeitsmarkt beste Karrieremöglichkeiten und ermöglicht eine langfristige und spannende Laufbahn in der Industrie», so Röhricht.
Die Revision betrifft ebenso die Bildungsanbieter, welche durch die Konferenz HF Technik vertreten werden. «Die Bildungsanbieter nehmen direkten Einfluss auf die Ausprägung der Bildungsinhalte», sagt Rubeli. Somit seien diese aktuell und entsprächen den Bedürfnissen der Arbeitswelt. Die Bildungsanbieter seien laut MiVo-HF aufgefordert, ihre Bildungsgänge deshalb einer Wiederanerkennung zu unterziehen. «Die eine oder andere Höhere Fachschule wird neue Bildungsinhalte vorfinden, welche sie in ihr Ausbildungsprogramm aufnehmen muss.»
Titel ja, Diplome nein
Dürfen HF-Absolventen, welche den Abschluss nach bisherigem Rahmenlehrplan als Techniker HF gemacht haben, auch die neuen Titelbezeichnungen tragen? «In der Regel dürfen sie den neuen Titel tragen», erklärt Rubeli. Jedoch werde kein neues Diplom angefertigt. Dies sei im Rahmenlehrplan entsprechend durch die Trägerschaft formuliert worden.
Arbeitsmarktorientierung als grosses Plus
Im zweiten Halbjahr 2022 hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) 34 Rahmenlehrpläne für den HF-Bereich erlassen oder genehmigt, dazu noch vier Berufsprüfungen (BP) oder eidgenössische Höhere Fachprüfungen (HFP) und sechs Berufe der beruflichen Grundbildung. Das zeigt auf, dass die Arbeitsmarktorientierung eine der grossen Stärken des HF-Studiums ist und entsprechend sind die HF-Diplomierten auf dem Arbeitsmarkt hoch begehrt.
Das Projekt der Revision Rahmenlehrpläne Technik HF ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Damit in der Wirtschaft und besonders bei Personalverantwortlichen keine Verwirrung über die Änderungen entstehen, müssen die neuen Bezeichnungen entsprechend vermarktet und deren Bekanntheit gesteigert sowie gefestigt werden.
¹ Trägerschaft der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, zu welcher 9 der 20 Rahmenlehrpläne Technik angehören. Insgesamt werden die Rahmenlehrpläne Technik von 11 verschiedenen Trägerschaften getragen.
Der Artikel wurde verfasst von Kay Uehlinger und am 05.03.2023 veröffentlicht auf der Webseite von ODEC Schweizerischer Verband der dipl. HF.